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JNG #201: Wie bereite ich eine Klausur richtig nach?

Lesezeit: 4 Minuten

Willkommen zu Ausgabe #201 des Newsletters!

Wenn du dir vorab einen Überblick über die Inhalte dieser Ausgabe verschaffen möchtest, lies am besten als Erstes die folgende Zusammenfassung.

TL;DR:

  • Ein Framework zu haben, macht den Prozess effizienter, weil du dich nicht fragen musst, wie du deine Klausur diesmal nachbereitest.
  • Filtere bei der Nachbereitung vorrangig diejenigen Fehler heraus, die noch auf geringe Methodenkompetenz oder grobes Unverständnis schließen lassen.
  • Sobald du fünf Klausuren vorliegen hast, werden sich Fehlermuster herauskristallisieren, bei denen sich die größte Hebelwirkung findet, weil das die Engpässe sind, die deinen Fortschritt insgesamt verlangsamen.
  • Hast du die von dir geforderte Transferleistung in der Klausur nicht erbracht, macht das nichts; entscheidend ist allein, dass dir das beim nächsten Mal gelingt.

 

***

 

    Die meisten Repetitorien (und leider mittlerweile auch einige Unis) legen es Kandidat*innen in der Examensvorbereitung nahe, so schnell wie möglich mit dem Schreiben von Probeklausuren zu beginnen. Allerdings erklären sie dir in den seltensten Fällen, was du zu tun hast, sobald du eine Klausur geschrieben und korrigiert zurückerhalten hast.

Im Einzelunterricht und in Gruppencoachings haben viele Studierende mir deshalb die Frage gestellt, wie man eine Klausur am besten nachbereite. In diesem Beitrag möchte ich dir mein aktuelles Framework zur Nachbereitung jeder Klausur vorstellen. Du kannst es auch dann nutzen, wenn du die Klausur gar nicht abgegeben hast.

 

I. ENTWICKLE EIN SYSTEM (ODER KOPIERE MEINS)

    Hier ist mein supersimples Framework in drei Schritten, das du eins zu eins übernehmen kannst, wenn gewünscht. Befolge diese oder ähnliche Schritte jedes einzelne Mal, wenn eine deiner Klausuren benotet zurückgegeben wurde.

1. Vergleiche dich mit dir selbst. Es geht nicht darum, eine neue Bestmarke zu setzen. Es geht darum, ob die Benotung dieser Klausur oberhalb deines persönlichen Schnitts liegt.

Angenommen, das wären die Noten deiner letzten sieben Klausuren gewesen. Um deine Leistung bei der achten Klausur (ganz rechts) richtig einordnen zu können, ist es wichtig, zu erkennen, dass du mit sieben Punkten über deinem Schnitt von 6,6 Punkten liegst. Das bedeutet: Fortschritt. Du darfst dir auf die Schulter klopfen.

2. Untersuche den Lösungsvorschlag auf Ausführungen zu bestimmten Sachverhaltsangaben, die du nicht in der Lage warst, rechtlich zu deuten. Angenommen, in dem von dir bearbeiteten Sachverhalt fand sich die folgende Formulierung: »Da die Geschäfte gut laufen, beabsichtigt G, demnächst das Stammkapital seiner UG auf 25.000 € zu erhöhen. Im Vorgriff auf die Kapitalerhöhung lässt G bereits neues Briefpapier mit dem Briefkopf ›X-GmbH‹ drucken.« Das erfordert eine Transferleistung von dir; im besten Fall denkst du sofort an die analoge Anwendung des § 179 Abs. 1 BGB bei Verwendung eines falschen Rechtsformzusatzes. Hast du diese Transferleistung in der in Rede stehenden Klausur nicht erbracht, macht das nichts; Hauptsache, es gelingt dir beim nächsten Mal. Das wiederum setzt voraus, dass du in Zukunft dafür sensibilisiert bist. Um also deine Lücken zielgerichtet schließen zu können, erstelle dir passend zu diesen Sachverhaltsangaben Notizen (z. B. Karteikarten), die die bei dir fehlenden Deutungshypothesen umfassen.

3. Beginne eine Fehlerliste, die du mit der Zeit in eine Checkliste für ein gelungenes Gutachten umwandeln kannst. Filtere dafür diejenigen Fehler heraus, die noch schließen lassen auf …

    a) geringe Methodenkompetenz

  • unzureichende Erfassung des Sachverhalts
  • laienhafter Umgang mit unbekannten Rechtsnormen
  • oberflächliche Argumentation

    b) grobes Unverständnis

  • § 128 S. 1 HGB zur eigenen Anspruchsgrundlage erklären
  • Drittschutz im Bauplanungsrecht mithilfe der Adressatentheorie und möglicher Verletzung in Art. 2 Abs. 1 GG begründen
  • Analogie zugunsten des Täters mit Hinweis auf das strafrechtliche Analogieverbot ablehnen

 

II. FINDE DEN ENGPASS (UND BESEITIGE IHN)

    Sobald du fünf Klausuren vorliegen hast, werden sich Fehlermuster herauskristallisieren. Vielleicht verwendest du häufig unzulässigen Stil oder hältst bei kaum einer Klausur die Bearbeitungszeit ein. An diesen Stellen findet sich die größte Hebelwirkung; das sind die Engpässe, die deinen Fortschritt insgesamt verlangsamen. 

Frage dich: Welches Hindernis bewirkt – wenn ich es beseitigen würde –, dass sich die meisten anderen (Hindernisse) in Luft auflösen? Mit anderen Worten: Ist das Problem einmal ausgeräumt, schneidest du in Zukunft automatisch besser ab.

 

III. BEWERTE DEINE LEISTUNG (ABER NICHT ÜBER)

    Ein Framework wie dieses zu haben, beschleunigt den Prozess, weil du dich nicht fragen musst, wie du deine Klausur diesmal nachbereitest. Deine Effizienz nimmt zu, und du kannst die Aufgabe mit der Zeit stärker automatisieren.

Ich weiß, dass der erste Schritt darin bestand, einen besseren Blick für deine Leistung zu gewinnen, aber ich will dir ein Dirty Little Secret über Probeklausuren verraten.

Die Noten sind egal. Entscheidend ist immer, was du daraus machst, denn am Ende zählt nur das Staatsexamen. Klar, das kann beängstigend wirken. Aber es heißt doch auch, dass du auf dem Weg dorthin eine Menge falsch machen darfst.

Also, schreib meinethalben miserable Probeklausuren, aber bereite sie vernünftig nach.

Nachbereitung > Ergebnis.

 

Häufig gestellte Fragen:

F: Soll ich zur Klausurbesprechung gehen?

A: Die Klausurbesprechung ist optional. Geh hin, wenn du ernsthaft davon profitierst. Im Zweifel gilt: Mut zur Veranstaltungslücke.

F: Was ist mit den ganzen Korrekturanmerkungen?

A: Die Erfahrung zeigt, dass man damit meist nicht viel anfangen kann. Ausnahmen bestätigen erfreulicherweise die Regel. Sobald du fünf Klausuren geschrieben hast, wird sich die Kritik an bestimmten Stellen häufen. Das solltest du zum Anlass nehmen, deinen aktuellen Engpass (s. o.) zu ermitteln und diesen in deiner weiteren Prüfungsvorbereitung zu priorisieren.

 


 

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