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JNG #224: Der endlich jura. Werkzeugkasten (2/2)

Über 350 Videos und mehr als 200 Newsletter-Ausgaben – wer soll da noch durchblicken? Dachte sich wahrscheinlich auch David, als er mich fragte:

»Gibt es eigentlich eine Übersicht mit allen deinen Methoden? Ich habe zwar schon viele Videos von dir gesehen, und auf deinem Blog sind ja auch einige Artikel, aber ich kann das bis zum Examen nicht alles noch mal durcharbeiten.«

Fair enough! Umso mehr freue ich mich, dir heute Teil #2 des endlich jura. Werkzeugkastens vorzustellen. Vergangene Woche ging’s um die Stoffmenge, Normtechnik, Motivation und nachhaltiges Lernen. Heute geht’s weiter mit Lernplanung, dem eigentlichen Lernprozess und dem Klausurschreiben.

 

Lernplanung/-prozess:

1. Perfekte Woche: Gestalte deine Lernwoche so, wie sie in deiner Vorstellung im Idealfall ablaufen würde, und nutze dieses Muster bei der Erstellung deiner jeweiligen Wochenpläne zur Orientierung. Beginne jeden Lerntag gleich (in meinen Worten: Fade-in und Fade-out), bestimme deine exakten Lernzeiten und vergiss nicht, Pausen und Pufferzeiten einzubauen.

2. Baby-Steps (28-Tage-Plan): Wandle in Woche #1 Obersätze zu wiederkehrenden Fallfragen in Textbausteine um (etwa: Wie wird das Verwaltungsgericht entscheiden?) und analysiere in Woche #2 täglich zwei bis drei Sachverhalte, um zu jeder aufgeworfenen Rechtsfrage eine Deutungshypothese aufzustellen. Paraphrasiere in Woche #3 vier professionelle Lösungsvorschläge. Trainiere in Woche #4 schließlich deine Schwerpunktsetzung, indem du zu ein bis zwei problematischen Rechtsfragen pro Klausur in 100–150 Wörtern eigenständig Lösungsansätze formulierst.

3. Fortgesetzte Bisektion: Wandle Ziele in Arbeitsschritte und Arbeitsschritte in konkrete To-dos um, indem du die dazu gehörenden Aufgaben in zwei Unteraufgaben splittest. Wiederhole diesen Schritt, bis du erfüllbare Handlungsanweisungen erhältst. Halte die jeweiligen Unteraufgaben in einer fortlaufenden Liste fest und streiche Erledigtes durch, um den Überblick über deinen Fortschritt zu behalten.

4. Blindentwurf: Schreib ohne Hilfsmittel alles auf, was du über ein Thema zu wissen glaubst. Formuliere wie eine Expertin mit maximalem Selbstverständnis, und wenn dir Eckdaten fehlen, erfinde einfach etwas. Erst danach wendest du dich der Quelle zu, aus der du lernen möchtest.

5. FAAF (= Fortschritt an allen Fronten): Erstelle eine To-do-Liste mit drei bis fünf Aufgaben. Starte mit einer beliebigen Aufgabe und arbeite so lange an ihr, bis sie erledigt ist oder bis sich Widerstand in dir regt, und wechsle dann zur Nächsten. Streiche die jeweilige Aufgabe von der To-do-Liste, wenn du sie erledigt hast. Sollte sie noch nicht erledigt sein, streiche sie trotzdem, füge sie aber unten wieder ein.

6. Endeffekt: Wähle eine beliebige Aufgabe von deiner To-do-Liste, die dir Angst einjagt. Schätze, wie lange du für ihre Erledigung benötigst. Wenn sie in zwei Stunden nicht zu schaffen ist, brich sie mittels fortgesetzter Bisektion (#17) auf mehrere kleinere Aufgaben herunter. Schätze erneut. Stelle dir nun einen Timer auf die Hälfte der geschätzten Zeit und schließe die Aufgabe ohne Rücksicht auf Verluste ab.

7. Freier Abruf: Setz dich am Ende deines Arbeitstages vor ein leeres Blatt Papier und schreib alles auf, woran du dich aus den letzten Arbeitseinheiten noch erinnern kannst. Nimm dir dazu zehn Minuten Zeit.

8. Spaced Klausurschreiben: Taste dich an das Schreiben von Examensklausuren heran, indem du sie auf drei Tage aufteilst: Am Ersten analysierst du den Sachverhalt, am Zweiten erstellst du dir eine Lösungsskizze und am Dritten fertigst du schließlich die Reinschrift an. Weniger einschüchternd und ein sog. wünschenswertes Erschwernis.

 

Klausurschreiben:

9. Mindning: Erfasse jeden Fall lückenlos und deute die einzelnen Stichwörter im Sachverhalt methodisch richtig, indem du die gesamte Aufgabenstellung Satz für Satz liest und dir bereits beim ersten Lesen Notizen in einer Tabelle machst. Im letzten Schritt überarbeitest du besagte Tabelle, streichst irrelevante Informationen und ergänzt gegebenenfalls fehlende.

10. FGP²: Sobald du den Sachverhalt möglichst lückenlos erfasst und anschließend eine Lösungsskizze erstellt hast, schaust du dir jeden Prüfungspunkt gesondert an und entscheidest bereits jetzt, in welchem Umfang du ihn später im Gutachten abhandeln möchtest: bloße Feststellung des Ergebnisses (F), Verwendung des Gutachtenstil (G), zumindest kurze argumentative Auseinandersetzung (p) oder entscheidende Rechtsfrage (P). Dann vermerkst du dir vor oder nach der jeweiligen Gliederungsebene den entsprechenden Buchstaben und überlegst, ob dir deine Entscheidung immer noch stimmig erscheint.

11. Copy-and-paste: Entwickle und speichere zu den wichtigsten Rechtsfragen klausurtaugliche Textbausteine, um an vielen Stellen deiner Reinschrift in der Lage zu sein, schnell einen Schreibfluss herzustellen. So verlierst du über Triviales nicht jedes Mal kostbare Zeit.

12. FEE: Argumentiere bei dir unbekannten Rechtsfragen eigenständig, indem du dich fragst, was wäre, wenn du das Problem auf die eine oder andere Weise lösen würdest (F = Folgenbetrachtung), warum das überhaupt ein Problem ist (E = Erklärung) und – für Cracks – was du dogmatisch tun musst, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen (E = Erfindung).

13. 100 % vertretbar: Argumentiere bei dir unbekannten Rechtsfragen eigenständig, indem du einen tatsächlich einfachen Fall zu einer Norm oder einem Tatbestandsmerkmal bildest und diesen mit dem dir in der Klausur präsentierten Fall vergleichst. Je nachdem, wie nah oder fern der Klausurfall dem einfachen Fall ist, entwickelst du mehr Argumente für oder gegen eine Subsumtion des strittigen Begriffs.

14. Extrempositionen: Erschließe dir viele Meinungsstreitigkeiten durch die Bildung extremer Gegenpositionen nicht nur, sondern löse sie auch so. Vertritt einerseits ein extrem strenges Verständnis des strittigen Begriffs und andererseits ein extrem lockeres. Durch das Finden der »Mitte« erreichst du schließlich ein interessengerechtes Ergebnis. Klappt besonders gut bei zivilrechtlichen Fragen der Risikoverteilung (etwa: Zugang von Willenserklärungen unter Anwesenden).

 

Bonus: Egoismus im Jura-Studium

Stell dir die Frage: »Wenn ich im Rahmen meines Jura-Studiums oder Referendariats konsequent zu meinem eigenen Besten handeln würde, was würde ich anders machen?« Liste so viele Dinge wie möglich auf, große wie kleine. Du wirst sehen, dass ein Handeln zum eigenen Besten zu äußerst wünschenswertem Verhalten führt – sowohl aus unserer Sicht als auch aus der Sicht unserer Kommilitonen.

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