JNG #291: Mentales Widerstandstraining – Schritt für Schritt zu mehr Durchhaltevermögen

Lesezeit: 3 Minuten


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 Wir alle haben diese eine – wie ich sie nenne – Lernstation, zu der wir uns einfach nicht aufraffen können. Für viele von euch ist es die Fallbearbeitung. Und fast alle Studierenden, die ich kenne, drücken sich vor regelmäßiger Wiederholung.

Kurz: Die verschiedenen Facetten des Jura-Studiums bieten reichlich Potenzial für Hemmschwellen und innere Abwehrhaltung. Es braucht ein Gegenmittel. Disziplin, Beständigkeit, Resilienz – welches Wort du auch immer präferierst. Problem: Das klingt alles hart, anstrengend, langatmig und macht wenig Lust auf mehr. 

Hier kommt das Konzept des mentalen Widerstandstrainings ins Spiel, ein Modell, das dir zeigt, wie du durch kleine, regelmäßige Herausforderungen deine mentale Power sukzessive steigern kannst.

 

Aber was ist Disziplin eigentlich?

Viele sehen Disziplin als etwas Statisches an. Als hätte man sie – oder eben nicht. Tatsächlich ist Disziplin jedoch eine Fähigkeit, die in verschiedenen Abstufungen existiert und sich trainieren lässt. Ein disziplinierter Jura-Studierender ist also nicht per se »fleißig«, sondern einfach in der Lage, beim Lernen eine »chemische Barriere« zu überwinden – jene innere Abneigung, die uns beim Gedanken an eine anstrengende Aufgabe wie das Erlernen (und bestenfalls noch Verstehen) eines komplizierten Themas überkommt.

 

Die chemische Barriere und das mentale Widerstandstraining

Die chemische Barriere ist das Gefühl, das uns dazu bringt, plötzlich an das Scrollen durch Social Media zu denken, obwohl wir eigentlich eine Falllösung durcharbeiten sollten. Diese Barriere ist eine Mischung aus neurochemischen Reaktionen und physiologischen Impulsen, die uns ablenken wollen. Das Prinzip der progressiven Überlastung (klingt super, oder? 🤣) bietet einen strukturierten Ansatz, mit dem du lernst, solche Barrieren Stück für Stück abzubauen.

Angenommen, du weißt, dass du mehr mit Fällen lernen solltest, ertappst dich aber jeden Montag dabei, es erst ans Ende der Woche und dann auf nächste zu verschieben. Schauen wir uns die vier Etappen der progressiven Überlastung an und behalten dieses Beispiel im Hinterkopf:

  • Etappe #1: Tägliche Mini-Aufgabe: Beginne mit einer kleinen Aufgabe, die nicht großartig geplant werden muss. Das könnte bedeuten, jeden Tag einen Antwortsatz auf eine sich häufig stellende Fallfrage zu formulieren oder aufmerksam den ersten Satz einer Altklausur zu lesen und dir passende rechtliche Assoziationen zu überlegen. Diese Aufgabe sollte fordernd, aber nicht überfordernd sein – schließlich möchtest du dir den (effektiven!) Einstieg so leicht wie möglich machen.
  • Etappe #2: 15-Minuten-Projekt: Setz dich dreimal pro Woche 15 Minuten mit Sachverhaltsanalyse, Argumentation bei dir noch unbekannten Rechtsproblemen und/oder Klausurtechnik auseinander. Durch das feste Zeitfenster und den begrenzten Umfang fühlt sich die Aufgabe machbar an und besänftigt dennoch den inneren Schweinehund.
  • Etappe #3: 45- bis 60-Minuten-Projekt: Die nächste Etappe ist das regelmäßige, längere Arbeiten an einer Aufgabe, die etwas Planung erfordert. Such dir mindestens drei Tage in der Woche aus, an denen du über einen längeren Zeitraum an einem Fall trainierst – und dranbleibst, obwohl du nach einer Weile aufgeben willst. Diese Etappe wird sich auf kurz oder lang fast schon wie eine Lernroutine anfühlen.
  • Etappe #4: Intensive Einheiten von 60+ Minuten: In dieser Etappe geht es darum, ähnlich umfangreiche Zeitblöcke wie zuvor zu verwenden, jedoch bei erhöhtem Schwierigkeitsgrad. Statt dich bloß an »kleinen« Klausuren zu probieren, könntest du zu solchen aus den großen Übungen übergehen oder sogar eine knappe Lösungsskizze zum ersten Teil einer Examensklausur erstellen. Spätestens hier wirst du feststellen, wie stark dein Durchhaltevermögen mittlerweile ist, weil du Schritt für Schritt deine mentalen Kapazitäten erweitert hast.

Anm.: Tatsächlich existiert keine genaue Zeitspanne für den Verbleib bei einer Etappe. Der Wechsel in die nächste sollte erfolgen, sobald du dich mit der aktuellen Aufgabe wohlfühlst und sie regelmäßig bewerkstelligen kannst.

Wie dir das Prinzip der progressiven Überlastung hilft

Dieses Modell überwältigt dich nicht gleich, sondern lässt dich die Belastung allmählich steigern, bis sie zu einem selbstverständlichen Teil deines Lebens und Lernens geworden ist. Wenn du mit jeder Lernstation die vier Etappen bezwingst, gewöhnst du dich nicht nur an die physiologische Reaktion der »chemischen Barriere«; dein Gehirn lernt auch, die positiven Belohnungen wahrzunehmen, die das Durchhalten mit sich bringt.

 

Dein nächster Schritt

Versuche, das mentale Widerstandstraining auf dein Lernen anzuwenden, indem du dich deiner ersten kleinen Herausforderung stellst. Welche Lernstation möchtest du anpacken und womit geht es morgen los?

 

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