JNG #232: Handelsrecht und die 80/20-Regel

Lesezeit: 3 Minuten

Willkommen zu Ausgabe #232 des Newsletters!

Wenn du dir vorab einen Überblick über die Inhalte dieser Ausgabe verschaffen möchtest, lies am besten als Erstes die folgende Zusammenfassung.


TL;DR:

  • Der Großteil der Klausuren im Handelsrecht kann mit nur 3,7 % der verfügbaren Normen des HGB gelöst werden, was etwa 23 Paragrafen entspricht.
  • Es empfiehlt sich die folgende Vorgehensweise zur Klausurvorbereitung: sorgfältige Auseinandersetzung mit den ausgewählten Normen, Entwicklung von Prüfungsschemata, Bildung einfacher Fälle und Klärung der relevanten Keywords.
  • Optional kannst du einen spielerischen Ansatz nutzen: Erstelle dir ein Memory-Spiel mit den wesentlichen Normen und Keywords zur Verfestigung des Gelernten.

 

***

 

Alles im Leben ist 80/20. Mit Blick auf das Handelsrecht würde das bedeuten, dass wir mit 20 % aller Normen des HGB 80 % aller Klausuren lösen können. Das wären aber immer noch knapp 124 – entschieden zu viele. Wie schön, dass nicht alles 80/20, sondern letztlich sogar eher 90/10 oder 99/1 ist. 😅

Im Handelsrecht können wir glücklicherweise praktisch jede Klausur mit nur 3,7 % aller verfügbaren Normen lösen. Diese möchte ich dir heute vorstellen. Beachte insbesondere die klaffende Lücke zwischen § 56 und § 343 HGB. 


I. Die wesentlichen Normen

Bitte setze dich im Rahmen deiner Vorbereitung wenigstens mit den hier genannten §§ auseinander. Gehe dabei wie folgt vor:

  1. Lies die Norm aufmerksam.
  2. Erschließe dir ihre gesetzliche Systematik, unterscheide sie in Rechtsfolge und Tatbestand und entwickle eigenständig ein Prüfungsschema.
  3. Bilde tatsächlich einfache Fälle. Deren Hebelwirkung ist enorm, weil du sie sowohl in eine abstrakte Definition umwandeln als auch zur Argumentation heranziehen kannst.
  4. Kläre die Keywords (dazu gleich mehr), also jene Begriffe und Begriffspaare, die in der Lage sind, einen Fall zu entscheiden.
  5. Ziehe vereinzelt Literatur hinzu. Ich habe diejenigen Normen, deren Examensrelevanz am höchsten ist, fett markiert. Zu diesen solltest du dir – wenn möglich – ein wenig Einzelwissen aneignen.

 

  1. § 1 HGB
  2. § 2 HGB
  3. § 5 HGB
  4. § 6 HGB
  5. § 15 HGB
  6. § 17 HGB
  7. § 25 HGB
  8. § 26 HGB
  9. § 28 HGB
  10. § 49 HGB
  11. § 50 HGB
  12. § 54 HGB
  13. § 56 HGB
  14. § 343 HGB
  15. § 344 HGB
  16. § 346 HGB
  17. § 347 HGB
  18. § 350 HGB
  19. § 362 HGB
  20. § 366 HGB
  21. § 376 HGB
  22. § 377 HGB (vgl. § 445a Abs. 4 BGB)
  23. § 381 HGB

 

II. Die wesentlichen Keywords

Ich habe bei der Zusammenstellung der wesentlichen Keywords bewusst nur diejenigen aufgeführt, die sich nicht bereits im Gesetz finden (denn auf die bist du schließlich schon gestoßen, als du dich mit den wesentlichen Normen befasst hast). 


Nimm dir für jeden der folgenden 21 Punkte einen Augenblick Zeit und gehe dabei wie folgt vor:

  • Reflektiere kurz über das Keyword. Versuche, seine Bedeutung zu erraten. 
  • Nimm erst Literatur oder Rechtsprechung zu Hilfe, nachdem du eine oder mehrere Ideen gesammelt hast.
  • Ordne die Keywords den entsprechenden Normen zu.

 

  1. Genehmigungsfiktion
  2. Rechtsscheinhaftung
  3. personelle Kontinuität
  4. Ist-Kaufmann
  5. firmenmäßige Verwendung
  6. gesetzlicher Haftungsausschluss
  7. kaufmännisches Bestätigungsschreiben
  8. gesetzlicher Schuldbeitritt
  9. abstrakter Vertrauensschutz
  10. Untersuchungs- und Anzeigeobliegenheit
  11. Kann-Kaufmann
  12. Übergang des Unternehmens als Funktionseinheit
  13. sekundäre Unrichtigkeit
  14. Haftungskontinuität
  15. Fixhandelskauf
  16. »Rosinentheorie«
  17. Form-Kaufmann
  18. offener und verdeckter Mangel
  19. Firmen- und Unternehmensidentität
  20. widerlegbare Vermutung
  21. negative und positive Publizität


Glückwunsch – nun bist du schon ziemlich gut aufgestellt. 🙃

Um das Ganze spielerisch umzusetzen, kannst du dir auch ein Memory mit insgesamt 45 Kärtchen basteln. Dann deckst du sie der Reihe nach auf und versuchst, Paare zu bilden. Das ist schnell erstellt und garantiert Lernerfolg. Und ja, ich weiß, dass sich 45 nicht durch zwei teilen lässt. Klugscheißer hier nicht so rum! 🤪😂


MVA:

Es ist toll, dass du diesen Newsletter bis zum Ende gelesen hast, aber wenn du nicht in die Umsetzung kommst, hast du allenfalls brauchbaren Input erhalten. MVA steht für minimum viable action – der erste (offensichtliche) Schritt in die richtige Richtung. Eine MVA ist in der Regel leicht zu identifizieren, einfach durchzuführen und sollte in den nächsten 24 Stunden getan werden. Sobald du den ersten Schritt identifiziert hast, fühlt sich jedes Projekt sofort weniger überwältigend an.

Dein erster Schritt: Schlag § 1 HGB auf und lies die Norm aufmerksam.

 


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