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JNG #212: Warum viele angehende Jurist*innen schlechte Puzzler sein müssten

Lesezeit: 3 Minuten

Willkommen zu Ausgabe #212 des Newsletters – heute mit einem Gastbeitrag von Rechtsanwalt Nicolas Klein!

 

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Hast du schon mal eines dieser Puzzles mit 1.000 Teilen oder mehr gemacht? Wie bist du vorgegangen? Hast du erst die Randteile herausgesucht und dann den Rahmen gebaut? Hast du die Teile vielleicht nach Farben geordnet? Oder doch nach Formen sortiert? Es gibt etliche Möglichkeiten, an ein Puzzle heranzugehen. Welche du favorisierst, weiß ich doch nicht. Ich bin mir aber doch recht sicher, dass du nie versucht hast, Position, Form und Farbe jedes einzelnen Teils einfach auswendig zu lernen, damit du es gleich beim ersten Anblick an der richtigen Stelle einsetzen kannst. Das wäre ja absurd. Alle Teile eine 1.000-Teile-Puzzles auswendig zu lernen und dann aus dem Kopf zu reproduzieren, wo was war … solch ein Unsinn!

Tatsächlich haben viele Studierende und Referendar*innen ein Faible für genau diese Vorgehensweise und konzentrieren sich in der Examensvorbereitung darauf, sich immer mehr Schemata, Definitionen und scheinbare Rechtsprobleme in den Kopf zu hämmern. Dabei versucht man denn auch nichts anderes, als die Komplexität und Gesamtheit des Rechtes in kleine Puzzleteilchen zu zerlegen und diese mit Gewalt wieder zusammenzudrücken.

In beiden Fällen liegt auf der Hand, dass diese »Technik« zum Scheitern verurteilt sein muss. Die Juristerei ist viel zu umfassend, als dass man sich ernstliche Hoffnung darauf machen könnte, einfach alles davon zuverlässig abspeichern und bei Bedarf hervorholen zu können. Viel wichtiger ist es deswegen, den Fokus von Anfang an nicht auf das wiederholte Lernen von Einzelinformationen zu richten, sondern vielmehr peu à peu ein Verständnis für das Große Ganze zu entwickeln. Nur so kommst du an einen Punkt, an dem du dich praktisch in jeder juristischen Situation einigermaßen zurechtfindest.

Um in der obigen Metapher zu bleiben: Du musst also nicht wissen, wo jedes einzelne Teil hingehört und wie es aussieht. Du musst wissen, wie du das richtige Teil findest und dann einfügst. Genau dafür benötigst du erst mal gar kein spezifisches Wissen, sondern vor allem eine saubere Arbeits- und Darstellungstechnik – die du wiederum nicht auswendig lernen kannst, sondern erst erlernen und dabei auch den ein oder anderen Fehler machen musst.

Der erste Schritt auf dem Weg zu einem guten Juristen ist es also, zu erkennen, dass du gar nicht alles wissen, sondern lediglich in der Lage sein musst, mit allem methodisch richtig umzugehen. Der zweite Schritt, eine gute Juristin zu werden, liegt darin, den Weg zu finden, der dich dorthin bringt. Leider ist das gar nicht so einfach. Ein großes Stück des Weges kannst du schon dadurch gehen, dass du dir verdeutlichst, was Auswendiglerner*innen können und was nicht.

Wenn du dich in das System gewühlt hast und mit mehr oder weniger sicherem Grundwissen punkten kannst, musst du dich vor keiner Rechtsfrage fürchten. Denn du kannst jetzt immer vertretbare Argumente entwickeln. Jemand, der alles einfach auswendig lernt, kann das nicht, sondern bloß versuchen, ein bekanntes Wissenselement auf einen möglicherweise unbekannten Fall zu pressen. Es ist klar, wer hier mehr Erfolg haben wird!

Mit dem Auswendiglernen kommt – neben der schieren Unmöglichkeit, alle Informationen rezitieren zu können – noch ein zweites Problem. Wer immer alles wissen muss, kann am Ende auch nur die Konstellation lösen, die er oder sie schon kennt. Bei allen anderen Sachverhalten tritt sofort Unsicherheit auf, und am Ende versucht man schlimmstenfalls, den berühmten »so-ähnlich-Fall« zu lösen. Dass auch dies zu durchwachsenen Ergebnissen führt, dürfte kein Geheimnis sein.

Nun ist es natürlich nicht so, dass du gar kein Wissen benötigst. Tatsächlich muss neben Grundwissen und Systemverständnis (was letztlich auch nur eine Form von Wissen ist) vereinzelt dogmatisches Spezialwissen sitzen – einfach, weil es in Praxis und Klausur Abschnitte gibt, bei denen man doch die »richtige« rechtliche Einordnung von dir verlangt. Diese werden dir in der Examensvorbereitung, solange du den Fokus auf das Falltraining legst, früher oder später aber ohnehin begegnen.

TL;DR: Versuch bitte nicht, alles auswendig zu lernen. Konzentriere dich primär auf die Entwicklung einer guten Falllösungstechnik und arbeite gleichzeitig an deiner juristischen Methodenkompetenz. Erst, wenn du dich richtig sicher fühlst und meinst, jeden Fall irgendwie lösen zu können, kann es sinnvoll sein, dir Einzelwissen hinsichtlich einiger Spezialprobleme anzueignen, insbesondere, wenn du dich für das spezifische Fachgebiet interessierst. Bis dahin denke wie ein Puzzler.

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